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Vatikanistan

Eine Entdeckungsreise durch den kleinsten Staat der Welt

Erschienen am 22.09.2008
17,95 €
(inkl. MwSt.)

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783453154346
Sprache: Deutsch
Umfang: 352 S., mit ca. 30-40 s/w-Abbildungen, Fotos und K
Format (T/L/B): 2.3 x 16.5 x 12 cm
Einband: Leinen

Beschreibung

Geheimwege, sinnlose Mülltrennung und die Telefonnummer des Heiligen Vaters: Was Sie schon immer über das Reich des Papstes wissen wollten Was sieht man durchs Schlüsselloch von Benedikts Appartement? Wieso gibt es im Vatikan ein Standesamt, und warum ist die Kriminalitätsrate dort höher als in São Paulo? Und wie komme ich an der Schweizergarde vorbei? Alexander Smoltczyk, Vatikan-Kolumnist bei 'Spiegel online', verrät die kleinen und nicht immer ganz sauberen Geheimnisse aus dem Reich des Papstes. Von der Notfallnummer des Exorzisten bis zu einer kleinen Sittenlehre der Kurie. Genüsslich-ironisch und unterhaltsam-aufschlussreich! Das Reich des Heiligen Vaters ist ein Ort voller Mysterien - und bei genauem Hinsehen auch wieder sehr banal. Ein Staat, kleiner als die US-Botschaft in Bagdad, aber gewiss einflussreicher. Was verbirgt sich hinter den Mauern? Mit 'Vatikanistan' im Gepäck erfährt der junge Papstfan, der gläubige Katholik oder auch der ganz gewöhnliche Rom-Reisende endlich alles, was er schon immer über den kleinsten Staat der Welt wissen wollte: Welche Tricks und Codes an der St.-Anna-Pforte fruchten. Wie man mit dem Heiligen Vater Kontakt aufnimmt, an ein VIP-Ticket für die Audienz kommt und vom Leibfotografen Benedikts dann sein persönliches Foto erhält. Welche Aufgaben Frauen im Vatikan haben, wo die Kardinäle essen und warum zwischen den Gendarmen und der Schweizergarde erbitterte Feindschaft herrscht. Alexander Smoltczyk, Rom-Korrespondent für den 'Spiegel' und Vatikan-Kenner, verrät Überraschendes, Spannendes und Kurioses über Land und Leute, Essen und Wohnen, Gesetze und Finanzen, Frauen und Liebe im Vatikan. Dieser Reiseführer sollte auf keiner Rom-Reise fehlen!

Leseprobe

Ein Pilgerbrevier über den Vatikanstaat zu schreiben, ist ein ketzerischen Unterfangen. Schließlich geht einen der Kirchenstaat nichts an. Wir müssen leider draußen bleiben, wir Nichtgeistlichen. Auch fremdenverkehrstechnisch ist solch ein Brevier eine heikle Unternehmung. Wer würde sich ernsthaft für ein Land interessieren, in dem die Kriminalitätsrate pro Kopf höher ist als in Säo Paulo, wo mehr Singles wohnen als in Manhattan und gleichzeitig ständig über Familienwerte geredet wird? Es gibt kein Kino, kein Restaurant und nur ein Fernsehprogramm. Auch die Kleidermode wechselt nur alle zwei-, dreihundert Jahre. Sämtliche Kater sind kastriert, und ihre menschlichen Geschlechtsgenossen haben Keuschheit gelobt. Der Fun-Faktor liegt unterhalb der Nachweisbarkeitsgrenze. Eigentlich funktioniert nur die Post besser als in den Nachbarstaaten. Das Nationalstä(d)tchen Vatikan ist kleiner als die US-Botschaft in Bagdad, aber immerhin größer als das Berliner Kanzleramt. Und es ist mit Sicherheit der wichtigste Tuffsteinhügel der Welt. Auf rätselhafte Weise wird von hier aus auf eine gute Milliarde Menschen Einfluss genommen, in allen Winkeln des Planeten. Der Vatikan ist auch der einzige Staat, der komplett als Weltkulturerbe eingetragen ist. Der einzige, dessen CO2-Bilanz ausgeglichen ist, und das, obwohl der Papst das Kyoto-Protokoll nie unterschrieben hat. Ein erstaunlicher Staat, und auf jeden Fall gehört er zu jenen 'Mirabilia Romae', jenen Wundern Roms, zu denen sich schon Martin Luther einst zu Fuß aufgemacht hat. Wie lang man sich auch mit ihm beschäftigt, er wird immer fremd bleiben, staunenswert, abstrus und doch einer inneren, undurchschaubaren Logik gehorchend. Mehr Vatikanistan eben als Vatikan. Das Land ist leicht zu finden, und nicht nur mit der Seele. Es liegt hinter der einzigen Mauer Roms, auf die kein Graffiti gesprüht ist. Da findet sich kein 'Juve Merda', kein Liebesschwur, Hakenkreuz oder Fußballergebnis angepinselt. Keine Plakate, keine Werbung, keine Verbotsschilder, noch nicht mal kirchenkritische Einwände wie 'Gott ist tot!' o.Ä. sind zu entdecken. Nichts. Und das, obwohl hier keine Wachen stehen. Wenig in Rom wird respektiert, diese Mauer schon. Als sei sie den Römern unheimlich. Als könne man nicht wissen, ob nicht doch eine unsichtbare Kraft aufpasst. Immerhin ist 'allwissend, allsehend, allmächtig' ein ziemlich starker Eintrag im Curriculum Vitae. Doch was passiert hinter dieser Mauer? Und wer entscheidet, was der Papst morgens anzieht? Wieso gibt es dort ein Standesamt, und was machen all die Leute, die frühmorgens mit dem Henkelmann zur Schicht antreten, an der Porta Sant'Anna? Das waren die Fragen eines staunenden Neurömers, der gerade mit Frau und Kind in Sichtweite des Papstpalastes Quartier bezogen hatte. Ich komme, das sei vorweg eingestanden, aus jenem Teil Deutschlands, der 'Rosenkranz' für einen Begriff aus der Gartenzeitschrift hält. Es sei gebeichtet: Hier schreibt ein Protestant und frommer Zweifler. Kaum hatten wir die Umzugskisten ausgepackt, wurde der alte Papst sterbenskrank. Vielleicht gab es da einen Zusammenhang. Von nun an jedenfalls waren wir Papst. Nachrufe waren zu schreiben, Konklave zu beäugen, diskrete Bande über die Mauer zu spannen. Als am 19. April dann ein weißes Wölkchen über jenem Dach in unserer Nachbarschaft aufstieg und irgendjemand vom Portikus des Petersdoms herunter verkündete: 'Eminentissimum ac Reverendissimum Dominum Josephum.' - dachte ich nur: 'Mein Gott.!' - und erbleichte bei der Vorstellung, die nächsten Jahre als Korrespondent mit J.R. zu tun haben zu dürfen. Von Joseph Ratzinger wusste ich nicht viel mehr, als dass er die Befreiungstheologen zum Teufel gejagt hatte und mit begnadeter Urteilssicherheit immer genau jene gesellschaftspolitische Position vertrat, die wir Aufgeklärten nicht vertraten und im Übrigen für völlig indiskutabel hielten. Vier Jahre später schwächelt meine Glaubensstärke unverändert, aber es mischt sich ein leichtes Bedauern d Leseprobe